Direktorenzimmer wurde für ein mediales Großereignis zum „Fernsehstudio“ umgebaut

Realschule der Pfingstrittstadt lädt zum ersten digitalen Elternabend mit dem Thema: „Vom Realschulabschluss zum Studium“ ein.

„Wer im Leben kein Ziel hat, verläuft sich!“

Diesen und noch weitere wichtige Zitate berühmter Persönlichkeiten, vorgetragen von einem ehemaligen Schüler der Realschule und heutigen Professor an der Hochschule in Aalen, schenkten live gerade einmal 8 Personen ihre Aufmerksamkeit.

In nicht Corona-Zeiten hätte Herr Tobias Nemmer in der Realschulaula vor mindestens 70 Augenpaaren gesprochen und seinen Weg von der mittleren Reife über die FOS in Cham bis hin zu einem Lehrstuhl im Bereich Gesundheitsmanagement beschrieben. Jetzt steht er am Schreibpult der Schulleiterin Sabine Schmid und spricht in einen ca. 70 cm mal 45 cm Bildschirm. Zu Hause im eigenen Wohnzimmer verfolgen im Schnitt 60 Interessierte das Geschehen.

Die Realschule der Pfingstrittstadt hatte zum ersten digitalen Elternabend für die 9. und 10. Jahrgangsstufe zum Thema „Vom Realschulabschluss zum Studium“ eingeladen. „Wir wollten trotz Corona unseren Schüler*innen alle unterstützenden Maßnahmen zur Berufsfindung, die seit Jahren so erfolgreich laufen, weiterhin anbieten. Schließlich sollen alle Schulabgänger gut versorgt sein“, so die Schulleiterin.

Schon im Juli setzten sich die Schulleiterin, der Berufsberater Herr Jürgen Ziereis und die Beratungsrektorin Frau Ina Krause zusammen und bastelten an einem „Fahrplan zur Berufsfindung“ für das kommende Schuljahr mit neuen digitalen Formaten.

Jede Veranstaltung muss aufwändig organisiert werden, da wäre es schade, wenn diese aufgrund von Corona flöten gehen würden, dies war die übereinstimmende Meinung des Dreierteams.

Was jetzt so einfach klingt, bedeutete für StRin Frau Alexandra Gruber, Leiterin des Medienteams der Realschule, viele Stunden Freizeitverlust, in denen sie tüftelte, ständig mit dem Landratsamt telefonisch in Kontakt stand, um Datenschutz und Zugangsdaten für die Eltern abzuklären, und damit so manche schlaflose Nacht in Kauf nahm.

Nach zwei Testläufen im Büro der Schulleiterin war es geschafft!

Die Schüler*innen und deren Eltern empfingen Punkt 18:30 Uhr an einem Mittwoch, Ende September die Stimme der Schulleiterin, die die interessierten Zuhörer über ihren Monitor begrüßte.

Bekanntermaßen sind die Ablenkungen im heimischen Umfeld größer und damit die Aufmerksamkeitsspanne deutlich niedriger, deshalb bekamen die Referenten die Auflage, ihren Vortrag auf 15 Minuten zu begrenzen.

Frau StDin Christine Eisenhart, Beratungslehrerin der FOS/BOS in Cham, informierte über die „beiden Schulen unter einem Dach“. Mit der FOS/BOS wurde ein Schultyp etabliert, der Schülerinnen und Schüler mit mittlerem Schulabschluss und/oder abgeschlossener Berufsausbildung zum Fachabitur, zur fachgebundenen oder allgemeinen Hochschulreife führt. Je nach Abschluss ist damit ein Studium an jeder Fachhochschule oder Universität möglich.

Dem Fachabitur schreibt Beratungslehrerin Eisenhart zwei Vorteile zu: Einerseits bereitet die Fachrichtung auf einen entsprechenden Studiengang vor, andererseits habe man, unabhängig von der FOS/BOS-Ausbildungsrichtung, freie Wahl im Hinblick auf alle Hochschulstudiengänge. Seit dem Schuljahr 2019/2020 besteht zudem zwischen der FOS und der Realschule der Pfingstrittstadt eine Kooperation, die es der Lehrerschaft beider Schularten ermöglicht, sich noch enger zu vernetzen und damit unseren Schulabgängern einen optimalen Start an der FOS zu ermöglichen.

Nach einer fünfminütigen Pause, unterlegt mit einem knackigen Pausenfüller der Schulleiterin, legte Herr StD Markus Hartl, Beratungslehrer am Robert-Schuman-Gymnasium in Cham, los. Seit vielen Jahren gibt es dort eine Einführungsklasse. Die Einführungsklasse (E10) ist eine „besondere 10. Klasse“, die Schülerinnen und Schüler mit einem mittleren Bildungsabschluss den Zugang in die Oberstufe (Q11 und Q12) ermöglicht. Schüler erwerben in diesem einen Jahr die „Oberstufenreife“ und können dann zur hochwertigen Allgemeinen Hochschulreife am Gymnasium gelangen. In der E10 werden inhaltliche Unterschiede ausgeglichen, gymnasiale Arbeitsformen eingeübt und die Grundlagen der notwendigen zweiten Fremdsprache erlernt. So wird gezielt auf die letzten beiden Jahre am Gymnasium vorbereitet. Mit diesem Abschluss ist ein Studium an jeder Universität möglich.

Seiner Erfahrung nach sind Realschüler sehr motiviert, wenn sie sich für diesen Weg entscheiden. Außerdem bringen sie Prüfungserfahrungen mit und zeigen in Bereichen des selbstständigen Lernens und Erarbeitens eine reife Einstellung.

Wieder konnte für diese Veranstaltung ein hochkarätiger Referent gewonnen werden, der am Beispiel seiner Vita einen möglichen Weg nach der Realschule darstellte. Professor Nemmer ging aber noch einen Schritt weiter und gab unseren Schüler*innen Zitate mit auf dem Weg, die ihn begleitet haben und auch noch begleiten, z.B. „Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren!“

von Berthold Brecht. - „Werft nicht die Flinte zu früh ins Korn, wenn der erste Gegenwind kommt, z.B. Absagen auf eure Bewerbungen“, ermutigte Nemmer die Schüler*innen.

Und von Peter Lustig stammt der Satz: „Schaut euch die Welt an wie ein Kind: Neugierig und mit offenen Augen.“ Am Beispiel seiner eigenen breitgefächerten Wahl an Praktika motivierte Professor Nemmer die Zuhörer, ihre freie Zeit zu nutzen und sich immer zu fragen: Passt der Beruf zu mir? Seinen äußerst kurzweiligen Vortrag beendete er mit einem Zitat von John F. Kennedy:

„Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung.“ Er forderte damit die Schüler*innen auf, sich auch später ständig weiterzubilden und damit Verantwortung zu übernehmen, um ein größeres Mitspracherecht in der Firma zu erhalten. „Mit großer Wahrscheinlichkeit steigt ihr damit in eine höhere Gehaltsklasse ein und könnt unter Umständen eure Lebensqualität verbessern“, so Nemmer.

Im Anschluss an die Vorträge beantworteten die Referenten eine Reihe von interessanten Fragen live.

Eine Reihe von interessanten Fragen beantworteten die Referenten im Anschluss sofort live.

Und ein dickes Lob bekamen die Organisatoren von der Elternbeiratsvorsitzenden, selbst Mutter eines Zehntklässlers, die dem Live-Event beiwohnte. „Tolle Veranstaltung! Hat alles super geklappt. Ich denke, davon kann man profitieren und das Ganze auf andere Bereiche eventuell ausweiten!“, freute sich Frau Hollmeier mit dem gesamten Team.