Die Inklusion an der Realschule der Pfingstrittstadt nimmt Fahrt auf

Knapp ein Jahr ist es jetzt her, dass die Realschule der Pfingstrittstadt Bad Kötzting das Profil „Inklusion“ vom bayerischen Kultusministerium für ihre Anstrengungen bei der Integration von Schülern mit Handicap verliehen bekam. Grund genug, Bilanz zu ziehen. Was ist aus den vielen Vorhaben, die sich das Inklusionstandem um StRin Sabine v. Junker und BerRin Ina Krause zusammen mit Schulleitung und Kollegium auf ihre Agenda geschrieben hat, geworden? Wo sind Verbesserungen angedacht und was sind die Ziele für das kommende Schuljahr?

„Natürlich hat uns Corona ausgebremst. Unsere Jungensprechstunde wurde in diesem Schuljahr zwar neu installiert und die Zusammenarbeit mit der Erziehungsberatungsstelle weiter intensiviert, aber im zweiten Halbjahr fand Beratung nur noch am Telefon statt“, berichtet die Schulleiterin Sabine Schmid. „Glücklicherweise haben wir gleich am Anfang des Schuljahres die Schüler mit Handicap sauber erfasst, Beratungen an der Realschule angeboten und die Kontakte zum mobilen sonderpädagogischen Dienst (MSD) weiter ausgebaut. Davon haben wir während der Schulschließung profitiert.“

Damit sich an einer Schule inklusive Strukturen etablieren können, ist es wichtig, alle am Erziehungsprozess Beteiligte mit ins Boot zu holen. Bestimmte Abläufe gehören mittlerweile an der Realschule zur Routine, angefangen von der sauberen Erfassung über das Einrichten von MSD-Beratungstagen, an denen der Schüler mit seinen Eltern und einen Vertreter des Inklusionstandems teilnimmt, das Weiterleiten konkreter Informationen an das Kollegium und das Anleiten derer. Umgekehrt liefern die Lehrkräfte detaillierte Beobachtungen und machen Vorschläge, wie man möglichen Inklusionsschülern geeignete Hilfestellungen geben kann.

In diesem Schuljahr konnten so weitere vier Schüler mit Inklusionsbedarf ausgemacht werden, die Zahl der genehmigten Förderstunden stieg von 12 auf 20 Stunden pro Woche. Darunter sind Schüler mit körperlichem Handicap, aber auch Schüler mit Förderbedarf im Bereich Sehen und Hören. Diese zusätzlichen Stunden kommen eins zu eins beim Schüler an, entweder als Einzelförderung oder zur Teilung von sehr großen Klassen in Prüfungsfächern oder in der Vermittlung von Lern- und Arbeitsstrategien, die z. B. Schülern mit Migräneattacken helfen, ihren Lernstoff besser zu planen und somit lange Zeit beschwerdefrei bleiben können.

Durch die beachtliche Anzahl an Förderstunden sind sehr viele Lehrkräfte in den inklusiven Bereich involviert. Damit ruht das inklusive Konzept der Realschule auf vielen Schultern und wird von ihnen getragen.

Unsere Schule arbeitet mittlerweile sehr gut mit Therapieeinrichtungen zusammen und sucht ständig nach weiteren Möglichkeiten, ihre Inklusionsschüler zu fördern. Seit dem Schuljahr 2019/20 kooperiert die Realschule der Pfingstrittstadt mit dem Rehazentrum Uschi Martin.

Der Bereich „Inklusion“ kam als weiterer Baustein in die sich ständig weiterentwickelnde Kooperation hinzu. Mehrere Schüler mit körperlichen Beeinträchtigungen konnten dort außerhalb der Schule therapeutisch versorgt werden.

Aufgrund der guten Zusammenarbeit mit den Grundschulen erhielten ein Viertklässler und dessen Eltern zusätzlich zur Übertrittsberatung eine Beratung über Nachteilsausgleich und Förderstunden an der Realschule. Damit erhält der Schüler ohne Zeitverlust Hilfestellung als Fünftklässler für das kommende Schuljahr. In der stärkeren Vernetzung und dem ständigen Austausch mit Grundschullehrkräften sieht das Inklusionstandem noch Entwicklungspotential.

Der inklusive Gedanke muss gelebt werden. Es muss Normalität an der Realschule der Pfingstrittstadt sein, dass Schüler mit und ohne inklusiven Hintergrund zusammenarbeiten, befreundet sind, sich helfen und stützen. Das ist mit ständiger Arbeit, kreativen Ideen und Projekten, sogenannte Leuchtturmprojekte, die über eine lange Zeit strahlen und damit viele Schüler beeinflussen, verbunden. Eine wunderbare Idee dafür hatte Frau StRin Kerstin Kreis. Jedes Jahr übernimmt eine bekannte Persönlichkeit mit Handicap die Patenschaft, besucht alle fünften Klassen, berichtet über seinen Werdegang, sein Leben, seine Ziele und Wünsche. Für das kommende Schuljahr konnte Frau Kreis den Tischtennisprofi Thomas Schmidberger gewinnen. Von solchen Ideen ist die Schulleiterin, Sabine Schmid, begeistert: „Die Realschule Bad Kötzting hat eine sichere, akzeptierende, zusammenarbeitende und anregende Gemeinschaft geschaffen, eine Kultur des Hinschauens, der Offenheit und der Transparenz. Damit tritt das Erreichen des Realschulabschlusses in den Vordergrund und nicht das Handicap. Das Profil „Inklusion“ passt genau zu uns. Es ist eine wunderbare Ergänzung zu unserem sehr sozial geprägten Profil der Realschule.“, so Schmid.